Eine tolle Föderung und eine abwegige Entscheidung

Damit können wir arbeiten! Mitte Juli 2023 hat das Rundfunk-Kombinat die lang ersehnten Bescheide der Sächsischen Landesmedienanstalt erhalten und somit die Gewissheit, dass die Sende- und Leitungskosten von der Sächsischen Landesmedienanstalt (SLM) gefördert werden. Auch drei Teilzeit-Stellen für die Koordination des Programms und Workshops (ab Oktober 2023) werden finanziert.

Das freut uns natürlich sehr! Damit können wir den Aufbau lokaler Redaktionen in ganz Sachsen voller Motivation fortsetzen! Bisher haben bereits bei einigen Initiativen Workshops für verschiedene Radioformate stattgefunden und in den nächsten Monaten wollen wir die Zusammenarbeit mit den Netzwerken, Vereinen und Einzelpersonen aus ganz Sachsen verstetigen, damit viele interessante Radiosendungen entstehen.

Auch du oder dein Verein/deine Gruppe können Teil des Rundfunk-Kombinats werden! Ob es ein Podcast mit der besten Freundin, eine experimentelle Klangkunst-Sendung, ein einzigartiges DJ-Set oder eine Lokalnachrichten-Sendung aus deinem Landkreis wird – das Rundfunk-Kombinat soll eigene Radioproduktion mit deinen Inhalten ermöglichen.

Mit den finanziellen Zusagen rückt der Sendestart in greifbare Nähe. Wir arbeiten an einem Sendestart zum 1. September 2023, werden das Datum aber hier bekannt geben, sobald alle technischen und programmatischen Fragen abgestimmt sind.

Wir können aber nicht verschweigen, dass sich in die Freude über die endlich eingetretene Planungsicherheit medienpolitische Sorgen mischen. Denn neben dem Rundfunk-Kombinat und den etablierten Freien Radios in Sachsen (coloRadio, Radio Blau, Radio T und Radio Zett) hat auch das bis vor kurzem kommerzielle Radio WSW ohne inhaltliche oder strukturelle Änderungen eine Lizenzumwandlung in ein Nichtkommerzielles Lokalradio (NKL) und zudem eine finanzielle Förderung erhalten.

Wir sehen das als eine riskante oder zumindest undurchdachte Entscheidung der Sächsischen Landesmedienanstalt an. Denn was Freie Radios auszeichnet, ist nicht nur ihre Werbefreiheit, sondern die ehrenamtliche Partizipation vieler Menschen, die Radio machen, um ihrem bürgeschaftlichem Engagement, ihrem Wissen zu bestimmten Themen, ihren musikalischen Vorlieben oder einfach dem Spaß am redaktionellen Tun Ausdruck zu verleihen. Freie Radios sind in der Regel mit einer Vielzahl von Akteur:innen aus der Zivilgesellschaft, mit Vereinen, kulturellen Institutionen, sozialen Einrichtungen etc. verbunden und diese Verbindungen haben sich über Jahre oder Jahrzehnte aufgebaut.

Dahinter steckt die Arbeit vieler Ehrenamtlicher, die besonders dann gut funktioniert, wenn sie koordiniert wird. Und hier kommen wir zum zweiten Kritikpunkt an der Förderentscheidung der Sächsischen Landesmedienanstalt. Denn sowohl bei Radio Blau, als auch bei coloRadio wurden Förderungen abgelehnt, die die Koordination des Sendebetriebs betreffen. Konkret bedeutet das, dass nicht klar ist, wie der Sendebetrieb ab Oktober sowohl technisch als auch konzeptionell koordiniert werden soll. Das Rundfunk-Kombinat als gemeinsames Projekt der Freien Radios in Sachsen zeigt sich hier natürlich solidarisch. Wir möchten daher auf die Pressemitteilung des Sächsischen Landesverbands Freier Radios zum Thema der Stellenkürzungen verweisen.